Im menschlichen Mundraum sind zahlreiche Bakterien zuhause, die primär für die Zersetzung der aufgenommenen Speisen zuständig sind. Somit sind diese völlig natürlich und auch mit einer übertriebenen Zahnhygiene nicht vermeidbar. Doch durch die zunehmend weichere Nahrung von heute ist das körpereigene Reinigungssystem durcheinander geraten.
Unter anderem produzieren wir wesentlich weniger Speichel als unsere Vorfahren, die den Nahrungsbrei damit geschmeidig und weich machen mussten. Heute sind die angebotenen Nahrungsmittel zum großen Teil bereits weich – der Speichel verringerte sich also bereits in der Evolution. Auch der gesunde Zahnabrieb, der die Zähne zu Urzeiten glatt hielt und Einkerbungen, in denen sich Bakterien festsetzen können, wegfeilte, ist heute nur noch wenig vorhanden.
Auch ernährten sich die Menschen früher wesentlich gesünder und zuckerärmer als die heutige Bevölkerung. Dementsprechend sind wir wesentlich anfälliger für Karies als unsere Ahnen. Doch was macht Karies genau und wie lässt sich ein Befall verringern?
Kariesbehandlungen beim Zahnarzt
Die Bakterien unseres Mundes setzen sich vorzugsweise im Zahnbelag fest, der fest nach der Nahrungsaufnahme an den Zähnen und dem Zahnfleischrand hängt. Dort sondern sie Giftstoffe und Säuren ab, die die Mineralstoffe im Zahnschmelz lösen und somit vorerst kleinere Einkerbungen entstehen lassen. In diese Mulden kann sich dann ein Bakterium auch ohne den klebrigen Zahnbelag festsetzen und durch seine Ausscheidungen weitere Mineralien lösen – ein Loch im Zahn entsteht. Wird dieses möglichst schnell entdeckt und behandelt – sprich ausgebohrt und gereinigt, um alle Bakterien sicher zu entfernen – ist die Behandlung nahezu schmerzfrei.
Das Loch wird gefüllt und glatt geschliffen, die Brutstelle ist versiegelt. Allerdings gilt grundsätzlich: Ein gefüllter Zahn ist nie so glatt und wenig anfällig wie ein ganz natürlicher Zahnschmelz. Also gilt es, durch ausgiebige Zahnpflege den Zahnbelag zu entfernen um so den Bakterien möglichst wenig Halt auf den Zähnen zu geben. Wird das Loch erst in einem sehr späten Stadium entdeckt, kann der Zahnschmelz bereits bis auf den Nerv zerstört sein. Sobald dieser betroffen ist, entstehen Schmerzen. Um das tiefe Loch dann gründlich ausbohren zu können, ist eine Betäubung von Nöten – die Behandlung wird langwieriger und der befallene Zahn schmerzt. Ignoriert man selbst diesen Anfangsschmerz kann die Wurzel und schließlich der gesamte Zahnhalteapparat betroffen sein. Dies erfordert eine sehr ausgiebige Behandlung in der teilweise zerstörte Zähne gezogen werden müssen oder sogar von selbst ausfallen.
Zahnschmerzen durch Karies richtig behandeln
Eine sehr zuckerhaltige Ernährung mit Süßigkeiten, süßen Getränken wie Limonaden oder gesüßten Fruchtsäften begünstigt einen kariösen Befall der Zähne. Die Bakterien können im klebrigen Zahnbelag lange haften und somit viel Schaden anrichten. Außerdem ist Zucker deren liebster Nährstoff – sie verwandeln diesen direkt in Säure, die den Zahnschmelz angreift. Auch versteckte Zucker führen zum selben Ergebnis.
Auch Stärke wie in Kartoffeln, Brot und Gebäck verwandelt der Körper schon im Mund zu Zucker, der wiederum von den Bakterien als willkommener Nährstoff behandelt wird. In vielen Joghurts, Müslis, Kaugummis oder abgepackten Nahrungsmitteln ist oft Zucker enthalten, den man nicht auf den ersten Blick wahrnimmt. Honig ist übrigens besonders kariesfördernd – er enthält große Mengen an Zucker und verbleibt durch seine klebrige Konsistenz gern lang auf den Zähnen.
Eine gründliche Zahnpflege nach dem Essen kann so schon einen großen Teil der Kariesgefahr tilgen. Entfernt man Zucker und Zahnbelag direkt nach der Nahrungsaufnahme haben die vorhandenen Bakterien wenig, was sie in Säure und Giftstoffe umwandeln können. Vorsicht jedoch bei sauren Lebensmitteln wie Obst: Die natürlich enthaltenen Säuren greifen den Zahnschmelz auch an. Nach dem Genuss von frischen Früchten oder Saft sollte man also mindestens 20 Minuten warten mit der Zahnpflege, da das Bürsten die Zähne sonst zusätzlich angreift.
Doch die Bakterien, die auch Karies auslösen, sind auch für das Zahnfleisch gefährlich. Putzt man die Zähne zu wenig oder nicht richtig, setzen sich die Giftstoffabsonderer gern am Saum, dem Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch, ab. Dort reizen die Ausscheidungen der Bakterien das Zahnfleisch und können zu schmerzhaften Zahnfleischreizungen und -entzündungen führen. So kommt es folglich zu Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder Abbeißen harter Speisen. Entgegen der üblichen Reaktion des Laien sollten diese Stellen bei Putzen nicht geschont werden, sondern vorsichtig aber gründlich gesäubert, um die Bakterien zu entfernen. Auch wenn es dann kurzzeitig blutet!
Die Entzündung kann sich sonst unter den Zahn vorarbeiten und die Wurzel bzw. den Zahnhalteapparat befallen, was irreparable Schäden hervorrufen kann. Zusammenfassend zu Karies ist also zu sagen, dass eine gründliche Zahnpflege schon im Kindesalter und regelmäßige Besuche beim Zahnarzt jeden, auch gerade die Patienten mit Zahnarztangst, vor schlimmeren Erkrankungen und tiefen Löchern verschonen können. Und gesunde Zähne verleihen Schönheit, Selbstbewusstsein und ein offenes, strahlendes Lachen. Und all dies ist in 6 Minuten täglich zu erreichen – das sollte es uns wert sein.